Verkehr

VERKEHR


Marburg steht verkehrspolitisch vor großen Herausforderungen. Die wachsende Bevölkerungszahl und die deutlich expandierende Wirtschaftstätigkeit gerade am Pharmastandort Görzhausen/Marbach führen dazu, dass der Verkehr auf verschiedene Art und Weise weiterhin zunehmen wird. Ebenso müssen die Verkehrsmöglichkeiten auf und zu den Lahnbergen, zu den Kliniken und zu dem Campus Universität weiter konzipiert und bereits beschlossene Maßnahmen zügig umgesetzt werden.

Moderne Verkehrspolitikorientiert sich an den Mobilitätsbedürfnissen aller. Die Fokussierung auf nur einzelne Verkehrsträger halten wir für falsch. Es geht um ein Miteinander in der Mobilität, nicht um ein Gegeneinander. Zu diesem Miteinander gehört auch ein gemeinschaftliches Agieren von Politik und Bürgerschaft, insbesondere bei größeren Verkehrsplanungen. Daher befürworten wir eine transparente Bürgerbeteiligung. Insbesondere müssen betroffene Anwohner vor der Umsetzung von Maßnahmen gut informiert und eingebunden werden.

Marburg ist nicht nur Stadt des fließenden Rad- und Autoverkehrs, sondern auch eine Fußgängerstadt. In Marburg sind fast alle wichtigen Ziele im fußläufigen Bereich erreichbar. Einkaufen, flanieren oder nur spazieren, die Menschen sollen unsere schöne Stadt ohne Gefahr genießen können. Auch dies ist Teil unseres integrativen, gesamtheitlichen Verkehrskonzeptes, bei dem den Bedarfen der Fußgängerinnen und Fußgänger zukünftig besser Rechnung getragen wird.

Technikoffen und emissionsarm lautet die Devise für den unvermeidbaren Verkehr (Bus, Taxi, Kfz, Lieferverkehr etc.). Deshalb fördern wir unter anderem weiterhin Elektromobilität, Wasserstoff und E-Fuels sowie auch Bio-Kraftstoffe und den Aufbau eines O-Bus-Netzes für den Stadtverkehr. 

Ein Gesamtverkehrskonzept für unsere Stadt 


Marburg braucht ein Gesamtverkehrskonzept, in dem alle Verkehrsträger ineinandergreifen und kombiniert werden, um die Leistungsfähigkeit des Gesamtsystems zu optimieren, den Verkehr flüssiger zu gestalten und damit zur Luftreinhaltung beizutragen. Das bisherige Vorgehen, willkürlich Strecken für eher ideologisch geprägte Verkehrsversuche auszuwählen, ohne die betroffenen Anwohner und Anlieger zu beteiligen, ist gescheitert. Dies sehen wir am Beispiel Nordstadt. Konflikte zwischen den Verkehrsteilnehmern, Staus und Schleichverkehr sind nicht geeignet, um unsere Verkehrsprobleme zu lösen. Deshalb halten wir es für sinnvoll, die Nutzung bestimmter Hauptverkehrsstraßen durch alle Verkehrsteilnehmer, durch den motorisierten Individualverkehr, ÖPNV und Radverkehr grundsätzlich zu überdenken und daraus ein Gesamtkonzept für den Verkehr in Marburg abzuleiten und umzusetzen. 

Digitalisierung – faktenbasierte 
Erhebung verkehrsrelevanter Daten


Für das Gesamtverkehrskonzept benötigen wir eine valide Datengrundlage. Sie muss von Fachleuten, Wissenschaftlern und der Verwaltung erhoben und dafür genutzt werden, bestehende tatsächliche und zukünftige Verkehrssysteme neu zu managen: für die Gesamtstadt, aber auch für einzelne Stadtteile und das Umland. Der Verkehr in und für Marburg endet nicht an den Stadtgrenzen. In dieser Fragestellung möchten wir noch enger mit den umliegenden Gemeinden und dem Landkreis zusammenarbeiten.

Ausbau des ÖPNV mit einer Qualitätsoffensive 


Wir wollen den ÖPNV weiter ausbauen und stärken. Die Angebote wollen wir attraktiver gestalten und dem tatsächlichen Bedarf anpassen. Beim Ausbau des ÖPNV liegt uns im Besonderen eine Taktverbesserung der Anbindung der Außenstadtteile am Herzen. Letztlich kann eine Akzeptanz des ÖPNV nur durch ein gutes und attraktives Angebot erreicht werden. 

Qualitätsoffensive: Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit, Klimaanlagen und WLAN sollten im gesamten ÖPNV selbstverständlich sein. Die Pünktlichkeit und die gesicherte Information über Ankunftszeiten und Abfahrtszeiten sowie mögliche Verspätungen, Ausfälle und ggf. Ersatzverkehr sind zu optimieren.

Selbstverständlich muss bei allen Überlegungen den ÖPNV zu optimieren, der verfügbare Finanzierungsrahmen berücksichtigt werden. Weiterhin erscheint es unter den Aspekten des Klimaschutzes nicht sinnvoll einzelne ÖPNV-Linien in nutzerschwachen Zeiten leer und in enger Taktung fahren zu lassen.

Radwegenetz


Unsere Radwege befinden sich zum Teil in einem schlechten Zustand. Baumwurzeln, Schlaglöcher, mangelnde Beleuchtung und Dreck sowie Unrat tragen nicht zur besseren Akzeptanz bei der Bevölkerung bei. Wir möchten die Radwege in einen Zustand versetzen, der sie für alle sicher nutzbar macht. 

Darüber hinaus benötigen wir weitere Radwege und auch neue Radschnellwege. Um es im oft sehr engen Straßenraum nicht weiter zu Konkurrenzsituationen kommen zu lassen, muss ein attraktives, sicheres und möglichst kreuzungsfreies Radwegenetz nicht über bereits überfüllten Straßenzügen, sondern vorrangig auf verkehrsarmen Nebenverbindungen geführt werden. 
Sollten Radwege an Hauptverkehrsstraßen nötig sein, ist insbesondere auch an innovative bauliche Lösungen und intelligente Steuerung zu denken. Zusätzlich möchten wir den Ausbau von ausreichend sicheren Radabstellplätzen forcieren, zum Beispiel neben dem Bahnhof mit einem überdachten, bewachten und 24 Stunden nutzbaren Fahrradstellplatz mit einer integrierten Fahrradwerkstatt, gerade für Bahnreisende. Auch den weiteren Ausbau des Parkhauses Pilgrimstein mit integrierten Fahrradstellplätzen werden wir weiterverfolgen. 

Die Anbindung aller Außenstadtteile an ein geschlossenes Radwegenetz ist vordringlich anzustreben.

Fußgängerzonen und Fußgängerverkehr


Marburg und seine Innenstadt sind außerordentlich beliebt. Damit das auch so bleibt, müssen wir dem zunehmenden Fußgängerverkehr in der Innenstadt Rechnung tragen. Dazu sind Fußwege, Fußgängerzonen und Plätze bedarfsgerecht zu erweitern und zugleich effizient und attraktiv zu gestalten. Ein besonderer Schwerpunkt ist dabei auf die Sicherheit gerade auch älterer Menschen zu legen. Insbesondere in der Oberstadt mit dem historischen Pflaster muss noch mehr auf die Beseitigung von Stolperschwellen und die barrierefreie Nutzbarkeit, zum Beispiel mit Gehhilfen oder Rollstühlen, geachtet werden.  

Entlastung der Nordstadt, der Ketzerbach und der Marbach – Behringtunnel jetzt!


Mehrere tausend Fahrzeuge drücken sich auf unterschiedlichen innerstädtischen Routen morgens in Richtung der Pharmastandorte Marbach und Görzhausen und abends zurück. Besonders belastet sind die Marburger Nordstadt (insbesondere Ketzerbach/Marbacher Weg), die Marbach, der Rotenberg und Ockershausen (Hohe Leuchte). Die Erschließung eines so großen und international bedeutenden Pharmastandorts über innerstädtische Wegebeziehungen stellt für die betroffenen Anwohner ebenso eine hohe Zumutung dar wie für die tausenden Pendler und die zahlreichen Logistiker. 

Die Entlastung der Innenstadt und der Stadtteile von diesen Verkehren ist dringlich. Diese Verkehre erreichen die Marburger Innenstadt aus Nord-Ost, den östlichen Stadtteilen und dem Ostkreis sowie aus den süd-östlichen Stadtteilen und angrenzenden Gemeinden. Weiträumige Anbindungen über die Gemeinde Lahntal oder von Süden herkommend durch das Allnatal werden daher die dringend erforderliche Entlastung nicht bringen.  

Allerdings fehlt es auch an Ideen zu anderen Routen, die erstens in Lage sind, die genannten Ziel- und Quellverkehre aufzunehmen und zweitens zumindest mittelfristig umsetzbar sind. 

Daher sprechen wir uns auch weiterhin dafür aus, den Bau eines Tunnelbauwerks durch den Marburger Rücken (Wannkopf/Vogelheerd), den sogenannten Behringtunnel zu prüfen. Um nach vielen Jahren der Diskussion endlich Klarheit zu bekommen, haben wir bereits in den Haushalt 2020 Geld für eine Machbarkeitsstudie eingestellt. Abhängig von den Ergebnissen dieser Studie, werden wir das Thema weiter forcieren oder alternative Streckenführungen zur Umsetzung vorschlagen.
Dieses Bauwerk wird im Vergleich zu allen anderen denkbaren Routen wie zum Beispiel über die sogenannte Wehrdaer Spange (von der B3-Abfahrt Wehrda kommend, der Lahnbeuge folgend den Kaufpark in einem nördlichen Bogen umspannend, am Weißen Stein die Goßfeldener Straße kreuzend, um dann im Wald zwischen Wehrda und Michelbach über den Teufelsgraben an die heutige L3092 an der „Blaue Pfütze“ anzuschließen) mit dem geringsten Flächenverbrauch und den geringsten Beeinträchtigungen für die Natur auskommen. Daher favorisieren wir den Bau des sogenannten Behringtunnels. 

Die zeitlichen und finanziellen Dimensionen eines solchen Projektes werden zu Recht als sehr herausfordernd gesehen. Andererseits sind alternative Lösungen nach wie vor nicht in greifbarer Nähe. Die Umlegung der L3092 aus dem Nordviertel heraus in den Behringtunnel kann nur dann gelingen, wenn die Stadt Marburg und das Land Hessen gemeinsam an diesem Projekt mit großem Nachdruck arbeiten. Dafür werden wir uns einsetzen.

Einhausung Stadtautobahn


Die autobahnähnlich ausgebaute Bundesstraße 3, die sogenannte Stadtautobahn, zerschneidet unsere Stadt und belastet die gesamte Innenstadt mit dem von ihr ausgehenden Lärm in erheblicher Weise. Wir halten an der Idee der Einhausung der Stadtautobahn fest. Hierbei setzen wir auf eine umsetzbare Tunnel- bzw. Einhausungslösung, die nicht nur zu einer erheblichen Lärmreduzierung führt, sondern sich auch positiv auf das Stadtbild auswirkt. Die Stadt „verliert“ damit ihre die Innenstadt sichtbar durchschneidende Hauptverkehrsader. 

Gewonnen wird hingegen ein einzigartiges innerstädtisches Hochareal, welches sich ideal zu einer Parklandschaft mit Veranstaltungsflächen umwidmen lässt. Diese Flächen lassen sich vielfach, zum Beispiel für Kulturhäuser oder sogar einem in Hessen einzigartigen Hoch-Fahrradgarten, nutzen.

Verkehrsknoten Mitte


Schon lange fordern wir die Einrichtung eines Verkehrsknotens „Mitte“ im Bereich der Wilhelm-Röpke-Straße. Leider scheiterten alle bisherigen Bemühungen, den dortigen Parkplatz der Universität weiterzuentwickeln und damit den Verkehr in der Stadt deutlich zu entlasten. Wir halten immer noch an dem möglichen Bau eines Parkhauses mit entsprechendem Anschluss an den ÖPNV fest und möchten die Universität und das Land hier entsprechend mit in die Pflicht nehmen. 

Erreichbarkeit der Oberstadt und des Schlosses 


Die gute Erreichbarkeit der Marburger Oberstadt und des Marburger Landgrafenschlosses spielt in vielerlei Hinsicht eine bedeutende Rolle bei der zukünftigen Stadtentwicklungsplanung. Handel, Gastronomie und Tourismus würden von einer gut durchdachten Lösung gleichermaßen profitieren. Die bessere Erschließung des Schloss- Areals und der Oberstadt für Fußgänger durch technische Lösungen (zum Beispiel Schrägaufzug, Außen-Rolltreppen, etc.) soll einer Machbarkeitsstudie unterzogen werden. Am Ausbau des Parkhaus Oberstadt sowie der Erweiterung als Fahrradparkhaus halten wir weiter fest. 

Digitale Verkehrssteuerung, Minimierung des Parksuchverkehrs und Optimierung des Lieferverkehrs


Die Steuerung der Ampelanlagen in Marburg muss mittelfristig in eine übergreifende, digitale Verkehrssteuerung umgewandelt werden. Ziel ist es, den straßengebundenen Verkehr miteinander zu vernetzen und damit zu optimieren. Verschiedene Verkehrsträger sollen verbunden werden, sowie der Parksuchverkehr über eine digitale Parkraumerfassung und 
-zuweisung minimiert werden. Auch der Lieferverkehr muss mit Packstationen, Verteilzentren (von dort zum Beispiel Umstellung auf Fahrradlieferverkehr) und Bündelung von Lieferfahrten verbessert werden. 

Sicherheit im Straßenverkehr


Besonderes Augenmerk wollen wir auf die Verkehrssicherheit richten: gerade für Fußgänger und Radfahrer, vor allem aber für unsere Kleinsten auf dem Schulweg. Mit Abbiegeassistenten bei LKWs und Bussen, Trixi-Spiegeln an Ampeln, ggf. Schulweghelfern, einer an die örtlichen Gegebenheiten angepassten Verkehrsbildung, der besseren Sicherung von Baustellen und weiteren Maßnahmen. Damit einhergehend möchten wir aber auch konsequent die Zahl der sogenannten Elterntaxen, die im frühmorgendlichen Verkehr sowie zu Schulende, die Straßen spürbar belasten, reduzieren. 
Die CDU Marburg strebt hier eine Lösung mit allen Betroffenen an. Die Idee des Schul-Campus Schwanhof (siehe „Bildung“) setzt genau an dieser Stelle an. 

Schienenverkehr und Ausbau des Südbahnhof


Marburg ist auf eine gute überregionale Verkehrsanbindung angewiesen. Dabei spielt auch der Schienenverkehr eine wesentliche Rolle. Wir setzen uns weiter im Sinne der Pendler für eine gute Taktung der Züge nach Norden und nach Süden ein, möchten aber auch die kurzen Verbindungen in und aus dem Landkreis in den Fokus rücken.

Der Umbau des Südbahnhofs ist seit Jahren überfällig. Daher begrüßen wir ausdrücklich, dass der von uns geforderte Umbau nun beginnen soll. Neben der dringend zu schaffender Barrierefreiheit an den Gleisen und Zugängen zum Bahnhof, ist das gesamte Umfeld aufzuwerten und der Busbahnhof modernen Anforderungen entsprechend neu zu gestalten.
Parkmöglichkeiten für Pendler, zum Beispiel mit einem Parkhaus in Richtung Lahn müssen geprüft werden.
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