Wirtschaft

WIRTSCHAFT, TOURISMUS
STANDORTMARKETING


Die Wirtschaftskraft Marburgs resultiert einerseits aus einer hohen Beschäftigungsquote im öffentlichen Bereich. Alleine die Philipps-Universität sowie Stadt- und Kreisverwaltung beschäftigen gemeinsam cirka 7.000 Menschen. Andererseits prägt der stark prosperierende private Wirtschaftssektor den Wohlstand der Stadt. Hier sind vor allem die Pharmaunternehmen mit gut 6000 Beschäftigten und das Universitätsklinikum mit ca. 4.500 Beschäftigten zu nennen.

Aber auch weitere große Unternehmen und Unternehmen des Mittelstands tragen zum Wohlstand der Stadt bei. Der private Wirtschaftssektor ist allerdings auch unzureichend diversifiziert. „Hustet der Standort, so liegt die Stadt mit schwerer Grippe im Bett!“ lautet ein geflügeltes Wort und spielt damit auf die sehr starke Abhängigkeit vom Wohlergehen des Pharmabereichs an. 
Das direkte und das indirekte Steueraufkommen aus diesem Sektor ermöglichen der Stadt Marburg eine hohe Investitionstätigkeit und weit überdurchschnittliche freiwillige Leistungen, die ihrerseits wiederum allen Marburgern zugutekommen.

Die oberste Zielsetzung in der Marburger Wirtschaftspolitik muss es also sein, einerseits den Pharmastandort dauerhaft zu sichern und andererseits die Abhängigkeiten durch aktive Ansiedlungspolitik weitere Branchen für den Standort Marburg zu gewinnen.
Wir möchten die Förderung nachhaltiger Industrie- und Dienstleistungszweige, die Einbettung von Mittelstand, Handel und Handwerk ausbauen. Der Abbau und die Digitalisierung bürokratischer Prozesse sowie die Stärkung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf werden wichtige Unterziele der Wirtschaftspolitik sein. 

Die wirtschaftlichen Folgen der Covid-19 Pandemie werden noch länger nachwirken. Dafür sind wir im engen Schulterschluss mit Bund und Land, um weiter unbürokratisch Hilfen gewähren zu können.

Neben den großen Unternehmen der Pharmaindustrie und der Finanzwirtschaft prägen das Handwerk, ein starker und innovativer Mittelstand sowie eine Vielzahl kleinerer Unternehmen, die von mutigen Unternehmern geführt werden, die Marburger Wirtschaftsstruktur. Bei allem Bemühen um die „Großen“, ist die Stärkung dieser Wirtschaftszweige für die Stadt von besonderer Bedeutung. 

Die Dynamik unserer heimischen Wirtschaft steht zur nicht mit-gewachsenen Infrastruktur in einem starken Missverhältnis. Der rot-grüne Stillstand vergangener Zeiten in der Stadtplanung löst sich nur langsam und scheinbar widerwillig.  
In Folge des rot-grünen Verzichts auf Wohnungsbau außerhalb der innerörtlichen Lagen, hat sich der Immobilienmarkt völlig überhitzt. Fehlendes Wohnungsangebot und überteuerte Mieten sind die Folge. Eine ganzheitliche Stadtentwicklung wird sich dieser Thematik zukünftig, auch im Sinne der Standortqualität stellen müssen. 

Aktive Standortpolitik – Pharmastandort 
Marburg im globalen Wettbewerb


Der hohe Wert des Standorts wird durch die stetige Zunahme der Anzahl der Beschäftigten der Behring-Nachfolgefirmen 
und deren Investitionsvolumen von derzeit gut 1 Mrd. € belegt. Die Bedeutung der Produktentwicklungen 
der Standortfirmen strahlt weltweit ab. Mit der Impfstoffproduktion der Firma Biontech wird überdies deutlich, 
dass Marburg in der Pharmabranche global eine bedeutende Rolle einnimmt. 

Marburg konkurriert in der Ansiedlung dieser Branche nicht mit Nachbarkommunen oder mit Südhessen usw. Marburg steht in der Frage der Standortpolitik in einem internationalen Wettbewerb mit Standorten beispielsweise in Australien, USA und Fernost. In diesem Wettbewerb ist eines der entscheidendsten Kriterien die Frage nach der Perspektive eines Standorts, insbesondere mit Blick auf Expansionsmöglichkeiten. Der Ruf nach Stillstand und „Einfrieren“ des Standorts kommt der Forderung nach einem Abschied von der Branche gleich. Denn Stillstand ist in dieser Frage eindeutig „Rückschritt“. Deswegen setzt sich die CDU Marburg deutlich für eine weitere Expansionsplanung ein. Wir wollen die Arbeitsplätze und die Wirtschaftskraft in Marburg erhalten! 

Der Master-Plan Behring ist ein erster Schritt in diese Richtung. Diese Entwicklung erfordert allerdings auch die Beteiligung der Bewohner der Stadtteile Michelbach und Dagobertshausen, die von einer Expansion des Standorts Görzhausen am stärksten betroffen sind. Die Frage der verkehrlichen Erschließung des Standorts aus süd-östlicher Richtung, derzeit nämlich direkt durch die Innenstadt, ist an dieser Stelle vordringlich einer Lösung zuzuführen. 

Wir setzen uns für eine Machbarkeitsstudie und ggf. daraus resultierend für die Umsetzung einer Tunnel-Anbindung ein, wie sie auch der IHK-Regional-Ausschuss befürwortet. Der Berufsverkehr und der Verkehr der übrigen Wirtschaftsbeteiligten sollten in modernen Zeiten vorzugsweise aus dem sichtbaren Straßenbild zugunsten unterirdischer Lösungen verschoben werden. Dies trifft auch auf den parkenden Verkehr zu.

Die Tunnel-Anbindung wird die innerstädtischen Achsen erheblich entlasten und zu einer deutlichen Verbesserung der Lebens- und Aufenthaltsqualität entlang dieser Verkehrswege führen. Unfallgefahren und CO²-Emmissionen werden überdies deutlich reduziert. Landschaftlich und ökologisch gesehen ist diese Lösung minimal-invasiv im Vergleich zu anderen Varianten der verkehrlichen Erschließung. 

Standortmarketing


Die oberste Zielsetzung in der Marburger Wirtschaftspolitik muss es also sein, einerseits den Pharmastandort dauerhaft zu sichern und andererseits die Abhängigkeiten durch aktive Ansiedlungspolitik weitere Branchen für den Standort Marburg zu gewinnen. In diesem Sinne formuliert die CDU eine klare Position, die in der Marburger Wirtschaftspolitik derzeit fehlt.

Marburg verfügt über ein positives Gesamtimage. Das Ambiente, das Schloss und die Universität sind die stärksten imageprägenden Faktoren. Jedoch braucht es eine aktivere Standort-bewerbung für die Universitätsstadt Marburg als Standort für Wohnen, Leben, Arbeiten, Wirtschaften, Lernen, Bilden und Forschen. In diese Überlegungen sind strategische Festlegungen zur Entwicklung von Flächen für die Ansiedlung von Gewerbe und für die Bereitstellung von Flächen für die Wohnbebauung einzubeziehen. 

Den Erkenntnissen der CIMA-Studie zum Stadtmarketingprozess aus 2012 sind leider nur geringe konkrete Maßnahmen gefolgt. Die hier aufgezeigten Entwicklungspotentiale sind erheblich. Seitens der CDU ist der politische Wille sich diesen Fragen mit Nachdruck zu widmen stark ausgeprägt. 

Kooperation mit Nachbarkommunen und 
Landkreis im Standortmarketing


Eine enge Kooperation mit den Nachbarkommunen und dem Landkreis in Fragen des Standortmarketing ist unentbehrlich. Diese Kooperation ist partnerschaftlich, vertrauensvoll und auf Augenhöhe miteinander zu gestalten. Das interkommunale Gewerbegebiet im Ebsdorfergrund steht exemplarisch für eine gelungene Kooperation. Bei allen Überlegungen müssen wir die strategische Sicherung von Ressourcen im Auge behalten. Nachhaltige Energieversorgung zu bezahlbaren Preisen, Trinkwasserversorgung sowie Flächen für den Wohnungsbau spielen dabei eine wesentliche Rolle. Der Ausbau von Breitbandinternet und 5G sind ein wichtiger Bestandteil der Infrastrukturfragen.

Gründerstadt Marburg


Gute Rahmenbedingungen zur Unterstützung von Existenzgründungen stehen weit vorne auf unserer Wirtschaftsagenda. Marburg ist Wissens- und Kulturstadt zugleich, allen voran bedingt durch die Philipps-Universität Marburg und der dort arbeitenden bzw. studierenden Menschen. Die Vernetzung mit der Universität und die Transformation akademischen Wissens in wirtschaftliches und/oder kulturelles Handeln sind für uns eine Leitschnur für permanente Förderung.
Hierzu etablieren wir dauerhafte Netzwerkveranstaltungen, ein neues großflächiges Start-up-Hub und binden alle Aktionen in ein strategisches Standortmarketing ein.

Verlässlichkeit für Unternehmen


Wir stehen für eine verlässliche Steuerpolitik und werden den Gewerbesteuerhebesatz, der bei 400 Punkten festgelegt ist, auf diesem Niveau belassen. Dies gibt den Unternehmen Sicherheit und Planbarkeit und fördert weitere Investitionen in unserer Stadt. 

Innenstadt beleben – Einzelhandel stärken 
 STOP AMAZON!?


Wir alle sind in der gegenwärtigen Pandemie „noch amazoniger“ geworden. Die Tatsache, dass Versandriesen unseren stationären Einzelhandel existenziell gefährden kann mit Wehklagen über die fortschreitende Digitalisierung und Anklagen gegen die großen Online-Händler nicht bekämpft werden.Was es braucht, ist ein neues Selbstbewusstsein und Selbstverständnis der gesamten Einzelhandelsbranche, die sich die Digitalisierung ebenfalls nutzbar machen muss, um zukunftsfähig zu bleiben.
 
Die Belebung unserer Innenstadt ist eine zentrale Aufgabe. Die Folgen der Corona-Krise wirken im innerstädtischen Einzelhandel langfristig nach. Um die (Wieder-) Belebung zu forcieren wird die CDU folgende Impulse setzen:
Der Online-Handel ist jederzeit verfügbar, schnell und einfach über jedes mobile Endgerät und deckt sämtliche Bedarfe „vom eigenen Sofa aus“ ab - 24 Stunden, 7 Tage, auch an Feiertagen! Hierbei geht es meist nicht (nur) um einen niedrigen Preis, sondern um die schnelle Verfügbarkeit von Waren (next day delivery). Um an dieser Stelle eine Perspektive für die örtlichen stationären Einzelhändler zu bieten, wird eine Lokale Internet-Vermarktungsplattform für Einzelhändler (LIVE) ins Leben gerufen.  
Diese Plattform soll Anreize zur Gründung bzw. Stärkung eines örtlichen/regionalen „Amazon“ liefern. Wenn sich die örtlichen Einzelhändler auf einer Internetplattform zusammenschließen, können sie ihre Produkte lokal online vermarkten. 
Dazu muss der Versand/die Auslieferung lokal mitorganisiert werden. Gleichzeitig können Möglichkeiten der Abholung wiederum zur Belebung der Innenstadt führen. 

Das was der Online-Handel nicht bieten kann, ist das Ambiente einer schönen Innenstadt, das Flanieren von Schaufenster zu Schaufenster, der Capuccino im Straßencafe, die freundliche Beratung direkt am Kaufobjekt, das fröhliche Lächeln des Verkäufers und vieles mehr. Strohfeuer in Form von sich immer wiederholenden Aufrufen lokal einzukaufen, die Kundschaft regelrecht anflehend, werden den Einzelhandel und unsere Innenstadt hingegen nicht auf Dauer retten können. 

Lokal einkaufen ist zwar auch die ein Aspekt der Solidarität der Stadtgesellschaft mit dem Einzelhandel, darf aber kein Gnadenakt der Konsumenten sein. In Marburg einzukaufen soll eher der Aspekt eines positiven Lebensgefühls sein. Besucher der Stadt und die Bevölkerung sollen ihren Einkauf stressfrei genießen können.  Einkaufen in der heutigen Zeit muss mit Erleben, Genießen, Lifestyle und schöner Atmosphäre in Verbindung gebracht werden. 

Dazu gehört auch die Vielfalt des Angebots. In Marburg einzukaufen, muss schlicht „in“ sein.
Innenstadtbelebung hängt mit Innenstadtmobilität zusammen. Parkraumkonzepte (z.B. Verstärkung des Kurzzeitparkens), der ÖPNV und andere Mobilitätsarten müssen zusammengedacht und analysiert werden. Zur Aktivierung des Innenstadtlebens gehören Kinder. Kinder brauchen Bewegung und Aktivität. Wenn Anlaufpunkte für Kinder durch interessante Spielelemente, Schausteller etc. geschaffen werden, wird die Frequenz in der Innenstadt höher. 

An dieser Stelle ist der Onlinehandel ebenfalls nicht konkurrenzfähig. 
Hier müssen nach Wegfall der Corona-Einschränkungen Konzepte eruiert werden, die gemeinsam mit Schaustellern erarbeitet werden.  Ein weiterer Ansatz zur Steigerung der Attraktivität des Einzelhandels liegt in einem deutlich stärkeren gemeinsamen Auftritt der Einzelhändler innerhalb ihrer Einzelhandelsquartiere (Oberstadt, Nordstadt, Wehrda, Südviertel). Analog zum Center-Management in großen Einkaufscentern sind Fragen der Einheitlichkeit von Öffnungszeiten, gemeinsame Werbemaßnahmen und Flächendekoration zentral zu bündeln und zu organisieren. All das geht aber nur, wenn alle Betroffenen gemeinsam an einem Strang ziehen. 
Die Vermietung von Ladenflächen im städtischen Eigentum ist künftig eher an der Zielstruktur des Einzelhandels als am maximal erzielbaren Mietzins zu orientieren. 

Eine Neuauflage der Einzelhandelsstudie soll dazu beitragen, ein Gesamtkonzept für die Sicherung des lokalen Handels zu erarbeiten und einem Sterben des Innerstädtischen Handels entgegenzuwirken.  
Mit diesen und weiteren Impulsen stoppen wir Amazon & Co. Nicht, wir setzen ihnen aber selbstbewusst etwas entgegen.

Ökologie und Ökonomie: Hand in Hand


Wir brauchen eine wirtschaftsfreundliche Klimapolitik, aber auch eine klimafreundliche Wirtschaftspolitik. Die Nutzung von erneuerbaren Energiequellen in Unternehmen und Gebäuden soll Kosten und Emissionen verringern. Wir planen Anerkennungsprogramme für Unternehmen, die ihre CO2 -Emissionen reduzieren und uns dabei unterstützen, unsere im Klimaaktionsplan gesteckten Ziele zu erreichen. 

Konsequente Unterstützung von
Mittelstand, Handel und Handwerk


Marburg steht für erfolgreichen Mittelstand. Der Mittelstand stellt sich seiner gesellschaftlichen Verantwortung und bildet häufig über den eigenen Bedarf hin aus. Das wollen wir anerkennen und fördern, indem wir diesen Unternehmen und dem Handwerk Entwicklungsmöglichkeiten in Marburg aufzeigen und sie mit einer möglichst unbürokratischen Gestaltung von Verwaltungsprozessen entlasten. Das Selbstverständnis der Stadt als Dienstleister für die Unternehmen und Unternehmer soll hierbei im Vordergrund stehen.

Landwirtschaft


Unsere ländliche Region ist unsere Heimat. Wir wollen, dass sie auch künftig attraktiv und lebenswert bleibt mit einer guten Infrastruktur, einer guten Versorgung und wirtschaftlichen Chancen. Eine nachhaltige Landwirtschaft ist dafür ebenso wichtig wie lebendiges Handwerk und gesunder Mittelstand. Wir stehen für die zukunftsfähige Entwicklung unserer Landwirtschaft. Unser Leitbild ist die bäuerliche Landwirtschaft, die hochwertige Lebensmittel erzeugt, umweltfreundlich wirtschaftet und das Tierwohl achtet. Regional entstandene Lebensmittel sollen einer regionalen Vermarktung zugeführt werden. Die Marburger CDU wird die regionale Vermarktung landwirtschaftlicher Produkte unterstützen. 

Tourismus und Tagung


Die Stärkung und der Ausbau des touristischen Profils Marburgs ist dringend geboten. Die Vielfalt touristischer, kultureller und bauhistorischer Attraktionen, die Marburg und dessen Umgebung zu bieten hat, sollen progressiver kommuniziert und herausgestellt werden. Die Bedeutung der Brüder Grimm und ihres Romantiker-Freundeskreises, das aufopferungsvolle Wirken der Heiligen Elisabeth, die Verbindung vieler weiterer historischer Persönlichkeiten mit Marburg, die Geschichte unserer Universität und die mittelalterliche Kulisse bleiben derzeit im Sinne einer Vermarktung der Stadt ungenutzt.  

Das vorgenannte Potential unserer Stadt wird durch eine Vielzahl und Vielfalt von Museen und Ausstellungen, kleinen Galerien sowie einem Kulturangebot von überregionaler Bedeutung ergänzt. Im Tourismus liegen für unsere Oberstadt erhebliche Potenziale, die zur Belebung der Innenstadt beitragen werden.  In dem vorbeschriebenen Sinne ist die Rolle Marburgs als Tagungsort ebenfalls proaktiv zu stärken. 

Zusammenarbeit mit dem Landkreis 


Eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Stadt und Landkreis hilft Synergien zu nutzen und bündelt die Kräfte im Wettbewerb der Regionen. Die Nutzung von Synergieeffekten, ohne die eigene Identität zu verlieren, ist Ausdruck kommunaler Selbstverwaltung und verantwortungsbewussten Umgangs mit personellen und finanziellen Ressourcen. Es gibt viele gute Gründe, gemeinsam und partnerschaftlich die vor uns liegenden Aufgaben zu erfüllen, um Ziele insgesamt schneller und unbürokratischer zu erreichen. Landkreis und Stadt können auf Dauer nur gemeinsam erfolgreich sein und drängende Fragestellungen wie beispielsweise im Bereich des Klimaschutzes, des Verkehrs und der wirtschaftlichen Entwicklung lösen.

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